von einSchweizer am Mo 19. Jul 2010, 22:16
@Fotograf
Zwei Dinge:
Ich finde 1. dass man durchaus unterscheiden könnte, wie das Foto verwendet wird. Ein Verein, oder Privatleute, kurz Non-Profit-Organisationen, die einfach eine Homepage zusammenbasteln und dazu halt noch ein paar Bilder zur Illustration aus dem Internet verwenden, sollten nicht belangt werden. Man könnte sie höchstens dazu verpflichten, die Herkunft des Bildes kenntlich zu machen. Finanzieller Schaden entsteht dabei wohl niemandem. Im Gegenteil - über so eine kostenfreie Werbung könnte man sich doch sogar freuen?
Und 2.: «Manche Aussagen hier finde ich sehr sonderbar, da fehlt jedes Unrechtsbewußtsein» - ja und ich finde mittlerweile das «Rechtsbewusstsein» von gewissen Menschen etwas seltsam. Es ist gängige Praxis, dass man für seine Arbeit bezahlt wird. Aber normalerweise nur EIN MAL! Wie wäre es, wenn der Bauarbeiter, für die Treppe, die er gebaut hat, jedesmal Geld erhalten würde, wenn sie benutzt wird? Geile Vorstellung, oder? Oder der Homepage-Bauer für jeden View von seinem Kunden Geld einkassieren würde (hmmm - verlockende Idee - werd' ich mir mal überlegen).
Dein Vergleich mit dem Klauen hinkt leider. Du hast für das Auto oder das Fahrrad Geld bezahlt, wenn's geklaut wird, entsteht dadurch ein finanzieller Schaden. Wenn jemand ein Bild von Dir aus dem Internet kopiert entsteht NACHWEISLICH KEIN finanzieller Schaden. Das Bild ist nämlich im Gegensatz zu Auto und Fahrrad noch da. Es wurde lediglich eine «illegale Kopie» davon erstellt. Der daraus resultierende «Schaden» ist ebenfalls nur schwer zu beziffern, denn hätte die Person das Bild kaufen müssen, hätte sie es vermutlich nicht verwendet. Ergo: Du hättest so oder so kein Geld gesehen.
Und: wie stehst Du denn zu der Tatsache, dass Facebook sich das Recht herausnimmt, Bilder, die auf deren Seite hochgeladen werden, zu Werbezwecken zu gebrauchen? Notabene, ohne den Urheber dafür zu entschädigen? Wenn also Otto Normalverbraucher Bilder «klaut» ist das ein Verbrechen - wenn das eine grosse Firma macht, heisst es «selber schuld, steht ja so in den TOS»?
Das digitale Zeitalter hat eine unangenehme Nebenerscheinung: Dinge können plötzlich vervielfältigt werden, ohne Aufwand, ohne Qualitätsverlust. Das war früher nicht so. Die Mona Lisa gibt's nur einmal und das wird auch so bleiben. Wenn die Weg ist, entsteht tatsächlich ein Schaden. Das Urheberrecht in der jetzigen Form ist mit der digitalen Welt nicht kompatibel. Eine Überarbeitung ist überfällig. Aber weil natürlich alle (vor allem die Rechteverwerter - und Anwälte - , nichtmal sosehr die Urheber) um ihre Pfründe fürchten, wird wild um sich geschlagen, abgemahnt und verklagt. Die Energie, die in solche Prozesse gesteckt wird, könnte man durchaus sinnvoller nutzen.